Mittwoch, 16. Januar 2008

Motorstorm (PS3 Review)

Genre: Offroad-Rennspiel
Erscheinungsdatum: 21. März 2007
USK-Einstufung: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG

Am Anfang war die Präsentation auf der E3 2005, und die stand im Zeichen der Playstation 3. Was wir in diesen denkwürdigen Tagen für die nun mehr aktuelle Konsolengeneration gezeigt bekamen, ließ Kinnladen reihenweise herunter klappen. Nur gerenderte Trailer mit vorgetäuschter Spielgrafik, oder doch die Zukunft von bombastisch präsentierter Konsolenkost, die schon bald jeden Spieler vom PC weglocken würde? Eines dieser gezeigten Spiele war Motorstorm und das ist vielleicht ein perfektes Beispiel dafür, dass die Realität doch nicht so weit von dem gezeigten weg ist wie bezweifelt.


Um direkt mal zum Punkt zu kommen: Motorstorm ist dreckig, matschig, brutal und hart. Das macht uns das Spiel direkt vom Start hinweg klar und zieht sich durch die gesamte Spielzeit. Was soll man auch sonst von einem Titel erwarten, der nach Angaben der Entwickler der Evolution Studios (WRC) noch alternativ hätte „Eat My Dirt“ heißen sollen? So bleibt es auch nicht aus, dass unsere LKW´s, Quads, Motorräder, Buggys, Rallye-Autos, Renntrucks und Geländewagen nach den Rennen erstmal eine frische Wäsche brauchen. Das ist auch bereits eine der großen Stärken dieses Spiels, was man bei so vielen Offroad-Erlebnissen in den Jahren zuvor vermisst hat bzw. nur halbherzig umgesetzt sah: Keine Strecke sieht am Ende des Rennens aus wie noch am Start. Auf matschigem Untergrund hinterlässt man z.B. tiefe Furchen, die es in den nächsten Runden schwerer machen wenn man noch mal den gleichen Weg wählen sollte. Wobei das ja überhaupt nicht nötig ist. Denn Motorstorm bietet dem Spieler ein überraschend offenes Streckendesign. So bietet sich für jedes Fahrzeug bei näherer Betrachtung eine bessere Route zum Ziel an. Motorräder fliegen nicht selten meterweit über Sprungschanzen und Widersacher hinüber und können sich so den vielleicht entscheidenden Vorteil für den Rennausgang herausfahren, denn der Konfrontationskurs wäre eine schlechte Wahl für Zweiradfahrer, ähnlich wie Quad´s. Genau richtig ist der Konfrontationskurs für Renntrucks und LKW´s, die sich vergleichsweise behäbig und langsam ihren Weg durch die Pampa bahnen. So ergeben sich unzählige Möglichkeiten ein Rennen zu gewinnen, und wer hat bitteschön was von fairer Fahrweise gesagt? Auch wenn wir öfter als uns lieb ist, selbst einen Unfall bauen, so setzt einen das Spiel immer fair aber mit enormen Geschwindigkeitsverlust nigelnagelneu ins Renngeschehen zurück. In diesem Fall müssen wir zwar einem beträchtlichen Teil des Verfolgerfeldes an uns vorbeiziehen lassen, aber zumindest sind wir für einen kurzen Zeitpunkt unzerstörbar, was uns den Wiedereinstieg sehr erleichtert. Die Revanche ist uns sicher. Ein spielentscheidender Faktor ist ähnlich wie bei der Burnout-Reihe der geschickte Einsatz des Geschwindigkeitsboost, mit dem man allerdings nicht übertreiben sollte da sonst der Motor platzt und der kurzzeitige Geschwindigkeitsrausch nichts bringt.


Aber was nützt uns all dies ohne einen Einzelspieler- und Mehrspielermodus ohne Dauerspass. Und auch hier kann der Titel punkten, obwohl es vom Start weg noch nicht wirklich viele Strecken gab. Ziel ist es meist, vorerst jede Strecke mindestens als Dritter erfolgreich zu beenden, um so Punkte für das nächste Ticket zu ergattern. Je weiter vorn man landet, desto besser, denn später wird als Voraussetzung verlangt, in jedem bisherigen Event den 2. Platz geschafft zu haben. So wird man schon die ein oder andere Stunde mit der nervenaufreibenden Jagd nach dem perfekten Rennen verbringen. Die ausgeklügelte und vor allen Dingen glaubhafte Intelligenz der Widersacher und dem darauf resultierenden Fahrverhalten machen jedes Rennen anders. Vorbei sind die Zeiten in der sich die Autos stur auf der Ideallinie Richtung Ziellinie schleppen. Von der Technik kann man nur begeistert sein. Zwar schafft es Motorstorm nicht ganz die Qualität des 2005er Trailers zu erreichen, aber das ist doch schon ziemlich nahe dran und alles andere als hässlich. Zudem läuft das Geschehen in HD 720p zu jeder Zeit völlig ruckelfrei ab, was sicher bei dem feinen Bumpmapping und der grandiosen Weitsicht kein Einfaches war für einen Starttitel. Ein dickes Lob an dieser Stelle an die Entwickler. Auch der Sound verwöhnt unsere Ohren, so sausen die Fahrzeuge mit realistischen Motorengeräuschen an uns vorbei, die treibende Rockmusik (Anspieltipp: Wolfmother – Woman) tut ihr übriges und gibt noch mal den Extraschuss zum Geschwindigkeitsrausch. Doch viele Rennspiele stehen und fallen mit der Steuerung, doch auch hier bekommen Kritiker fast nichts zu mäkeln: Die hinteren Schultertasten R2 fürs Beschleunigen, L2 fürs Abbremsen und Zurücksetzen, linker Stick zum Steuern, rechter Stick fürs Umherschauen, X-Taste für den Geschwindigkeitsboost sowie Dreieckstaste um die gelungenen Kameraperspektiven zu wechseln. Wer will kann das ganze auch mit Hilfe von Sixaxis steuern, was aber einiges an Übung braucht und Anfängern nicht zu empfehlen ist. Großer Kritikpunkt sind die mitunter langen Ladezeiten, aber hier wurde mit einem Patch bereits ein wenig Abhilfe geschaffen.


Doch was macht man mit den Geschwindigkeitsfanatikern denen Offline-Rasereien zu öde sind? Einen Zweispieler-Modus an einer Konsole gibt es nicht, warum auch immer. Man setzt sie also in die Online-Lobby zum wochenlangen Austoben. Eigenes Spiel hosten oder einem bereits bestehenden Spiel beitreten – das ist hier die Frage. Der Host entscheidet auch, welche Fahrzeugklassen zugelassen werden und welche nicht. Motivierend sind die 9 verschiedenen Ruhmesränge – von der sprichwörtlichen Null angefangen bis hin zum Gott, zu dem alle aufschauen. So weit so gut: Ein Spiel, was man mal für ein paar Wochen spielt und dann im Regal verschwinden lässt oder wieder verkauft? Diesen Fehler sollte man nicht begehen, denn die Entwickler arbeiten immer weiter an Motorstorm und stellen in unregelmäßigen aber überschaubaren Abständen neue Updates, Strecken, Events und Fahrzeuge im PS-Store zur Verfügung. Der beispielsweise völlig kostenlose und nur wenige Kilobyte große Zeitrennenmodus ermöglicht es einmal ohne Gegner einfach nur gegen die Zeit zu fahren, um sich so zu verbessern und Strecken mal ganz ohne Stress und Rangeleien besser kennen zu lernen.


Fazit: Motorstorm, ein einsteigerfreundlicher Fun-Offroad-Raser mit sehr guter Technik und Langzeitspass. Für viele wie auch mich ist dieses Spiel das erste, was sie für die Playstation 3 gekauft habe und sich nicht davon trennen können. Nicht nur das spricht für das Spiel.





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