Samstag, 5. März 2011

Prince of Persia - Trilogy 3D (PS3-Review)

Genre: Jump & Run Action
Erschienen: 18. November 2010 für PS3
Alterseinstufung: USK ab 16

Die Sands-of-Time-Trilogie bescherte dem persischen Prinzen insbesondere von 2003 bis 2005 zu einem grandiosen Comeback. Mit den Titeln Sands of Time, Warrior Within sowie The Two Thrones definierte die Reihe das Genre der Jump & Run Action maßgeblich neu, wovon auch aktuellere Spiele profitieren. Ende 2010 buddelte Ubisoft mit der Neuauflagen-Schaufel alle drei Titel noch mal aus um sie nochmals als Trilogie zu veröffentlichen – diesmal auf Playstation 3 mit seidigen HD-Verbesserungen und optionalen 3D.

Einige Infos vorab, bevor auf die einzelnen Spiele eingegangen wird: Bei diesen Neuauflagen handelt es sich um inhaltlich exakte Kopien der Originalspiele. Grafisch kommen die Abenteuer in einer Auflösung von 720p daher, wurden in erster Linie in Sachen Licht- und Schatteneffekte, Kantenglättung, Framerate sowie oberflächlich an den Texturen aufgebessert. Neben überschaubarem Trophäen-Support freuen sich Spieler mit einem 3D-Fernseher über Unterstützung, denn alle drei Teile sind optional in stereoskopischen 3D spielbar.


Nicht nur Grundstein spielerischer Natur sondern auch für die Story-Entwicklung ist Prince of Persia: Sands of Time. Die persische Kriegsmacht, angeführt von ihrem mächtigen, aber gutherzigen König Sharaman hat einen weiteren Palast erobert. So weit, so gut, doch im Inneren der großen Anlage machen er, die Spielfigur Prinz Dastan und der zwielichtige Wesir eine Entdeckung: Den sagenumwobenen Dolch der Zeit sowie eine markant große Sanduhr. Es kommt, wie es zwangsläufig kommen muss: Dastan setzt den Sand der Zeit frei, das Königreich ist augenblicklich wie verändert, Bevölkerung und Krieger verwandeln sich in hartnäckige Sandmonster. Als Prinz von Persien mithilfe des Dolches macht sich der Spieler von nun an auf die natürliche Ordnung wiederherzustellen. Oft an seiner Seite ist Prinzessin Farah, zu der sich im Laufe des Spieles eine ganz besondere Beziehung entwickelt. Die kleinen Scharmützel zwischen diesen beiden zünden auch heute noch, der Spielspaßfunke ist ebenso wenig erloschen, ganz im Gegenteil. Ebenfalls eine Besonderheit: Prinz Dastan fungiert hier auch selbst als Erzähler der Geschichte, was den Eindruck eines spielbaren Märchens nochmals wohltuend unterstreicht. Größter Pluspunkt ist aber eine Spielmechanik, die im Genre neue Maßstäbe setzte, denn nie zuvor agierte eine Spielfigur in einem ähnlich angelegten Machwerk derart beweglich und doch spielerisch einprägend wie genial durch die lineare, stimmige Spielwelt. Beim etwa sechsstündigen Abenteuer gilt immer das Motto „easy to learn – hard to master“, denn Klettereien, Hangeleien, Wandläufe, Saltos, Drehungen, Sprünge, usw. sind prinzipiell kinderleicht und intuitiv auszuführen, in Verbindung mit dem anspruchsvollen Leveldesign – gespickt mit allen erdenklichen Fallen und Sandmonstern - aber eine fast perfekt abgestimmte Herausforderung ohne große Frustgefahr. Dafür sorgt neben der guten Kameraführung die vielleicht größte Innovation des Titels, selbst modernste Rennspiele greifen auf dieses Feature zurück: Das Spiel mit der Zeit, d.h. entweder diese per verfügbaren Sandbehälter verlangsamen oder gar (optisch immer noch imposant) zurückspulen. Hauptsächlich konzentriert sich das Spiel auf solche Einlagen, denn der Rätselanteil, zumeist irgendwelche einfachen Schiebereien von Kisten, fällt vergleichsweise gering aus. Leicht zu durchschauen sind die Kämpfe, die zwar schick aussehen, aber etwas eintönig ablaufen trotz vielfältiger Möglichkeiten. Meist reicht eine Kombination aus Blocken, Über-den-Gegner-Hüpfen und dann ganz schnell zuschlagen. Zwischengegner lassen sich gar nicht blicken, stattdessen wartet am Ende der Wesir auf den Gnadenstoß.


Warrior Within ist eine ziemlich ungewöhnliche Fortsetzung, denn sie stellt die Grundstimmung eines seidigen Märchens wie aus tausend und einer Nacht komplett auf den Kopf bzw. schlägt ihr sprichwörtlich eben diesen ab. In den letzten sieben Jahren hat sich viel getan. Prinz und Umgebung sind merkbar düsterer geworden, was auch an seinem penetranten Stalker liegt, dem Dahaka, seines Zeichens der Wächter der Zeit. Immer wieder kommt es zu Fluchtabschnitten, in denen wir ihn tunlichst fehlerfrei abhängen müssen. Nicht nur in diesen kurzen Etappen kommt Frustgefahr trotz der beibehaltenen Features auf, denn Warrior Within ist knüppelhart, manchmal sogar unfair, trotzdem irgendwie schaffbar und richtet sich somit in erster Linie an fortgeschrittene Actionspieler oder gar Profis mit einem Faible für schwere, rockige Gitarrenriffs. Immer wieder schlägt sich der düstere Prinz bis zu bestimmten Wegpunkten durch, wo er zwischen Gegenwart und Vergangenheit reisen kann, was oft dazu führt, dass wir bereits besuchte Schauplätze noch mal sehen und spielen müssen. Den brutalen Kämpfen – auch mal mit zwei Waffen gleichzeitig - mit abtrennbaren Gliedmaßen und jeder Menge Blut wurde mehr Raum in der Spielmechanik eingeräumt, die auch weitaus besser funktionieren als noch in Sands of Time, auch herausfordernde Zwischengegner lassen sich blicken bis zum wirklich harten Endkampf. Die Geschicklichtkeitseinlagen wirken hier sehr viel schwieriger und lassen bei weitem nicht so viel Raum für Fehler als noch im ersten Teil. Der Schwierigkeitsgrad bringt aber auch ein großes Ärgernis mit sich, was sich allerdings erst in The Two Thrones offenbart. In Warrior Within ist es nämlich möglich, zwei verschiedene Enden zu erleben. Für das „richtige“ Ende, um letztendlich den allgegenwärtigen Dahaka besiegen zu können, benötigt der Prinz alle neun Lebensaufwertungen, was bei dem harten Schwierigkeitsgrad für viele Spieler – wie auch mich – eine Sache der Unmöglichkeit darstellt. Insgesamt ist Warrior Within in Erzählweise und Szenario her das interessanteste, vom Gesichtspunkt der Spielmechanik gesehen aber der schwächste Teil der Trilogie.


Wer nun dachte, dass es jetzt noch düsterer wird, wurde eines besseren belehrt, denn The Two Thrones ist tatsächlich eine Mischung aus dem Besten aus Sands of Time und Warrior Within, folglich auch der beste Teil dieser Trilogie mit einer nahezu perfekten Balance aus guter Geschichte, Rätseln-, Geschicklichkeitseinlagen und Kämpfen. Nach den vorangegangenen Geschehnissen erwartet Prinz Dastan samt Begleiterin Kaileena das unter Belagerung stehende Babylon. Es gibt auch ein etwas unerwartetes Wiedersehen mit Prinzessin Farah (inklusive unterhaltsamer Dialoge) und dem bösartigen Wesir aus Teil 1. Ähnlich wie in Sands of Time wird das Abenteuer auch wieder wie ein nacherzähltes Märchen präsentiert, in diesem Fall aber mit der wohlklingenden Stimme von Kaileena. Neben dem in Warrior Within etablierten freieren Kampfsystem fügen sich besonders die Speedkills (laufen ähnlich ab wie die bekannten Quick-Time-Events) aus dem unerkannten Hinterhalt nahtlos ins mittlerweile unverwüstliche Gameplay ein. Durch die Integration des dunklen Prinzen, so gesehen durch die Spielweise fast ein zweiter spielbarer Charakter, kommt auch genügend Abwechslung in das Spielgeschehen. In dieser Gestalt, die er an bestimmten Stellen einnimmt, ist er zwar auf der einen Seite weitaus stärker und agiler durch eine machtvolle Klingenkette, auf der anderen Seite schwindet die Lebensanzeige aber auch unbarmherzig, was nur durch Aufsammeln von Sand eingedämmt werden kann. Es besteht hier zwar immer ein gewisser Zeitdruck, aber schaffbar sind diese Abschnitte auf jeden Fall.


Es bleibt festzuhalten, dass nicht jedermann diese neue Trilogie benötigt, dafür ist die Portierung in so genanntes High Definition zu oberflächlich ausgefallen, zu klein sind die grafischen Unterschiede insbesondere zu den PC- und Xbox-Versionen. Lediglich Besitzer der technisch etwas schwächeren Umsetzungen für Playstation 2, Gamecube, Wii oder diverse Handhelds werden hier wirklich tiefschürfende optische Veränderungen ausmachen können. Da war in jedem Falle mehr drin, vor allen Dingen bei der Wasserdarstellung, was heutzutage doch schon mit einfachsten Mitteln bewerkstelligt werden könnte, da hätte man über die etwas angegrauten Texturen sowie oftmals sehr sterilen Abschnitte hinwegsehen können. Auch die gerenderten Zwischensequenzen wirken nicht mehr zeitgemäß, sondern wie durch ein ausgetrunkenes Milchglas schauend. Ärgerlich, ja fast schon dreist sind diverse Soundprobleme, insbesondere bei der Portierung von Sands of Time festzustellen: Hier wirken Geräusche oftmals blechern, was auch bei The Two Thrones nur noch an wenigen Stellen vorhanden ist, aber zweifelsohne vermeidbar gewesen wäre. Warrior Within bleibt von diesem Makel verschont, der immerhin ein paar Pünktchen in der Endwertung kostet und die Gesamtqualität der Trilogie ein wenig schmälert. Natürlich gibt es heutzutage schon bessere Alternativen zum Prinzen, jedoch sollte man als gebildeter Videospieler nicht außer Acht lassen, dass eben diese Trilogie für viele dieser Titel den Weg geebnet hat.


Fazit: Wer eine Playstation 3 sein Eigen nennen darf und diese vorzügliche Trilogie bislang verpasst hat, bekommt nunmehr die Möglichkeit, drei wirklich tolle Action-Adventures auf nur einer Disc zu erwerben, die zudem noch grundsolide aufpoliert wurden.

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