Dienstag, 21. Dezember 2010

Jurassic: The Hunted (PS3-Review)


Genre: Ego-Shooter
Erschienen: 27. November 2009 für PS3, Xbox360, PS2 und Wii
Alterseinstufung: nicht in Deutschland erschienen

Zu einer vom Aussterben bedrohten Art von Actionspielen gehören mittlerweile Ego-Shooter im beliebten Dinosaurier-Setting, denn außer dem eher unglücklichen Wiedersehen mit Turok gibt der Videospielmarkt derzeit keinerlei Alternativen her. Ein etwas untergegangener Titel von 2009 hätte diesen Missstand beseitigen können, nämlich Jurassic: The Hunted.

Dabei ist die Hintergrundgeschichte zu Jurassic: The Hunted fast so schnell erzählt, wie der auf die Schnelle produzierte Titel komplett durchgespielt – etwa nach vier bis fünf Stunden ohne jeglichen Wiederspielwert, versteht sich. Kein Klischee wird ausgelassen, um eine spielerische Einbindung von Dinosaurier-Gegnern zu fördern: mürrischer Ex-Marine als Spielfigur, verschollener Forscher, Bermudadreieck, Dschungel-Landschaften, urplötzlich auftauchende Zeitlöcher sowie eine der lächerlichsten Endsequenzen der letzten Jahre – eine zweifelhafte Ehre. Das alles wurde ohne erkennbaren Sinn und Verstand auf eine Disc gepackt, gerät aber schon schnell zur absoluten Nebensache, unterhält in diesem Punkt höchstens beinharte Ego-Shooter Fans, die gerne gegen Saurier ballern wollen.


Lässt man diese wirre Ausgangslage aber außer Acht, kann man mit Jurassic: The Hunted aber durchaus Spaß haben, wenn man sich darauf einlässt. Grund dafür ist die spielerische Orientierung an die Kreidezeit des Genres, quasi als Oldschool-Shooter aus dem versteinertem Bernstein des Genres gewonnen. In den kurzen Abschnitten schlendert die Spielfigur in schlauchartigen Levels von A nach B, alternative Routen sucht man vergeblich und wenn sich einmal ein etwas größeres Areal zu eröffnen scheint, kann man auch schon davon ausgehen, dass neben den ganzen Standard-Velociraptoren, Riesen-Skorpionen und fiesen Dilophosauriern ein etwas größeres Kaliber auf den Spieler zukommt, beispielsweise der obligatorische Tyrannosaurus Rex oder sein gefährlichster Widersacher Spinosaurus – sieht man einmal von fatalen Meteoriten aus dem Weltraum ab – bekannt aus dem dritten Jurassic Park Film. Die Inspirationsquellen könnten eindeutiger nicht sein, stellen aber bei weitem keinen Nachfolger zum umstrittenen Trespasser dar, dafür ist u.a. die dargebotene Qualität von Jurassic: The Hunted zu deutlich sichtbar und spürbar.

Die Urzeitmonster erscheinen vornehmlich aus plötzlich auftretenden Zeitlöchern – vor, neben oder hinter unserer Spielfigur. Wer sich bereits am Respawning eines Doom 3 gestört hat, wird hier den wahren Tiefpunkt dieser prähistorischen Unart kennen lernen. Ebenso erinnert das Gegnerverhalten, wenn man es denn als solches definieren möchte, an das kleine Gehirn der Echsen: Angriff ist die beste Verteidigung, dummerweise geht das ähnlich der Fussballabteilung des 1. FC Köln erheblich schief. So stürmen die Viecher schnurstracks auf den Lauf der griffigen Standard-Schusswaffen wie Schrotflinte, Gewehr, Pistole und Raketenwerfer zu, taktische Finessen erwartet man vergebens. An vorgegebenen Stellen wird dann noch ein Geschütz gegen die anstürmenden Gegnermassen oder in ihrer Anzahl überschaubare Zwischengegner bedient. Herausstechender Kniff ist der aufladbare Zeitlupenmodus, der sogar die Schwachpunkte wie Gehirn oder Herz optisch gut sichtbar macht – dagegen gestalten sich die kurzen Sequenzen, in denen an verschiedenen Punkten angreifende Gegnerwellen unsere scheinbar sichere Holzfestung angreifen vollkommen dilettantisch – hier müssen die Schwachstellen wieder repariert werden und die Dinosaurier von ihrem unintelligenten Dasein erlöst werden. Unglaublich, aber wahr: Hier wirkt die lächerlich kurze Spielzeit sogar noch in die Länge gestreckt, denn sie sind überflüssig wie Bermuda-Shorts im eisigen Winter.


Technisch hat der Ego-Shooter ebenso den Sprung in die Moderne um etwa 65 Millionen Jahre verpasst: Durch eine zeitgleiche Veröffentlichung für PS3, Xbox360, PS2 und Wii wirkt die Grafik wie ein Mischmasch aus all diesen Versionen mit teilweise schicken Dinosaurier-Modellen, aber leblos wirkenden Charakteren, schwachen Animationen sowie einfallslosen Schauplätzen aus dem grünen Dschungelbaukasten für Videospiel-Entwicklungsstudios. Dünner Sound, langweilige Musik, es hätte von allem etwas mehr gebraucht, um aus Jurassic: The Hunted ein besseres Videospiel zu machen.




Fazit: Mit dem Turok-Reboot kann sich Jurassic: The Hunted nicht messen, in Sachen Trash stellt es dem Vorbild aber deutlich in den Schatten. Ein wirklich guter Dino-Shooter scheint aber weiterhin nicht in Sicht...

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