Mittwoch, 22. September 2010

Clive Barker´s Jericho (PS3-Review)

Genre: Ego-Shooter
Erschienen: 26. Oktober 2007 für PC, PS3 und Xbox360
Altersfreigabe: USK 18

Unter den Horror-Schrifstellern hat sich Clive Barker nicht erst seit Hellraiser einen Namen gemacht. Auch Videospielern dürfte der Brite durch das 2001 für PC erschienene, hervorragende Ego-Abenteuer Undying unlängst ein Begriff sein. Doch das zweite Videospiel mit dem Titel Jericho, an dem er mitwirkte, schlägt ganz andere, aber nicht unbedingt bessere Wege ein…

Dabei ist die Geschichte gewohnt absurd: Als Mitglied des Jericho-Sondereinsatzkommandos der DOW (kurz für Department of Occult Warfare) geht es zu einem Einsatz in der Gegend von al-Khali. Hier tut sich gar Bedrohliches, denn ein Spalt zu einer Paralleldimension namens Pyxis hat sich geöffnet und der so genannte Erstgeborene will die Welt der sterblichen Menschheit betreten. Dieses Erstgeborene wurde einst von niemand geringerem als Gott persönlich erschaffen, nur um dann in den unendlichen Abgrund verbannt zu werden. Die Aufgabe des Spielers ist es nun, diesen Spalt wieder zu schließen, denn nicht einmal Gott hat es fertig gebracht, diese Höllenfratze zu vernichten…


Wer bereits im Vornherein auf ein gruseliges, atmosphärisch ähnlich dichtes Abenteuer wie Clive Barker´s Undying gehofft hat, wird bereits in den ersten Momenten aus seinen sehnlichsten Albträumen gerissen, denn Clive Barker´s Jericho setzt von der ersten Sekunde an auf stumpfen Ekel-Horror, der etwas an die Hellraiser-Serie erinnert und erzählerisch leider vollkommen belanglos ist und ebenso wie das streng lineare Level- sowie eintönige Gegnerdesign wenige Überraschungen parat hält. Die Schauplätze sind zwar sehr düster, dunkel, wirken vielerorts gar organisch, sind aber auch viel zu eng und klein gestaltet, so dass das bis zu sieben Charaktere umfassende Team nur wenig Raum zur Entfaltung bekommt, ganze Horden von Widersachern größtenteils plump und unbeholfen auf die Spielfiguren zulaufen, nicht selten aus der selben Richtung sowie erst versiegend, wenn das Team entscheidende Schritte weiter vorrückt. Zumindest passen die Monster und Dämonen wunderbar ins Ekel-Szenario, sind darüber hinaus oft auch nur an bestimmten Stellen verletzbar, die aber immer gut sichtbar hervor- bzw. herausragen.

Enorm viel Potenziel vergibt der Titel aber bereits nach dem erfreulich möglichen fließenden Wechsel zwischen den Protagonisten, denn hier wäre ein kooperativer Mehrspielermodus absolute Pflicht gewesen, obwohl es sich im Einzelspielererlebnis nicht anders spielt als solcher, menschliche Mitspieler den Spielablauf aber um einiges interessanter gemacht hätten, auch weil die Charaktere sehr unterschiedlich sind. Das liegt nicht nur an der Waffenauswahl, normale Schusswaffen wie Pistolen, Scharfschützengewehren oder Maschinengewehren, sondern auch an Nahkampfwaffen wie Schwertern und nicht zuletzt an magischen Fähigkeiten.


Zwischengegner werden zwar auch aufgefahren, werden aber erst gegen Ende der etwa sechs- bis achtstündigen Spielzeit einfallsreicher oder fordernder. Ärgerlich ist zudem das offene Ende, das übrigens nicht alle Teammitglieder überleben werden, so viel sei verraten, denn ein zweiter Teil wurde zwar angekündigt, dürfte aber wegen des ausbleibenden kommerziellen Erfolgs nicht mehr erscheinen. Insgesamt ist Clive Barker´s Jericho nur ein weiterer Ego-Shooter, der sein gegebenes Potenzial viel zu wenig ausnützt, zudem überraschender Weise vollkommen seelenlos rüberkommt, sich somit gar qualitativ Titeln wie Übersoldier 2 unterordnen muss. Überraschend erschien der Titel nach Querelen mit der USK doch noch in Deutschland sowohl für PC, PS3 und Xbox360 – was noch erstaunlicher ist – komplett ohne Schnitte und mit erfreulich guter deutscher Sprachausgabe. Im Erscheinungsjahr 2007 noch in Ordnung, rückblickend aber doch eine herbe Enttäuschung.


Fazit: Nein, in die Fußstapfen von Undying tritt dieses Clive-Barker-Werk leider nicht, zu unterschiedlich ist  nicht nur die Ausrichtung - statt gepflegtem Grusel wird hier haufenweise zerstückelte Gewalt aufgefahren. Warum aus den geplanten Fortsetzungen nichts wurde, wird einfach zu deutlich, denn schon dieser Titel ist nur einer von vielen Horror-Shootern.


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