Samstag, 11. August 2012

F.E.A.R. 3 (PC-Review)


Erschienen: 24. Juni 2011 für PC, PS3, Xbox360
Genre: Ego-Shooter
Alterseinstufung: USK 18 (Dt. Version stark geschnitten)

Jede Trilogie endet einmal – im Falle des Horror-Shooters F.E.A.R. sogar zum zweiten Mal. Denn neben den PC-exklusiven Addons Extraction Point und Projekt Perseus schrieben Project Origin und nicht zuletzt F.3.A.R. die Geschichte zu ihrem Ende. Eine wirre Trilogie in 5 Akten und am Ende mischt sogar noch Genre-Absteiger John Carpenter mit. Die Ironie des Schicksals hat wieder einmal erbarmungslos zugeschlagen.


Größtes Problemkind der Reihe ist und war schon immer die Story. Im ersten Teil wurde diese größtenteils durch optional abhörbare Anrufbeantworternachrichten vermittelt. Die eigenwillige Erzählweise wurde fortan zwar über Bord geworfen, doch die wirren und dämlichen Geschehnisse in Project Origin lassen nur einen logischen Schluss zu: Die Geschichte ist kaputt. Totalschaden. Hirnrissigkeit unterster Schublade und selbst für nicht wirklich anspruchsvolle Shooter-Spieler kaum zu ertragen. Mit der ehemaligen Horror- und Gruselregisseur-Ikone John Carpenter (u.a. The Thing) versuchten die nunmehr beauftragten Entwickler Day 1 Studios (u.a. Fracture) zu retten, was nicht mehr zu retten war. Kaum verwunderlich ist das Endergebnis der Trilogie somit noch einmal komplett gegen die Wand gefahren worden. Im dritten Teil hat man zwar nicht mehr viel zu erzählen, aber schon das Wenige reicht aus um sich in einem völlig falschen Film – pardon – Videospiel zu wähnen.


Dennoch kurz zur Sache: Point Man, bereits Hauptspielfigur im ersten F.E.A.R aus dem Jahr 2005, macht nun gemeinsame Sache mit seinem paranormalen Bruder Paxton Fettel. Der ist eigentlich im ersten Teil gestorben, macht aber scheinbar nichts. Alma, mittlerweile sichtbar trächtig weil sie von der Hauptspielfigur Michael Becket in F.E.A.R. 2: Project Origin geschwängert wurde, dreht nun vollkommen durch und hat weiterhin ein unstillbares Verlangen nach dem Leid anderer und Gurken. Irgendwie ist dann auch noch eine weibliche Randfigur des 1. Teils mit von der Partie, ebenso die böse Elitetruppe. Grusel dafür nicht mehr, nur noch stumpfer blutiger Horror-Splatter vom Fließband ohne Sinn, Verstand, Überraschungseffekte oder nachvollziehbare Wendungen. Wer sich innerhalb der etwa siebenstündigen Einzel- bzw. Kooperativ-Kampagne tatsächlich in irgendeinem Moment ernsthaft erschrocken hat nutzt bitte die Kommentarfunktion um dies mitzuteilen. Völlig dilettantisch lassen die Beteiligten jegliches Feingefühl für die Sache vermissen und skripten aus beinahe jedem im Spiel vorhandenen Rohr plötzlich ausströmenden Dampf. Und so verpufft nicht nur die Spannung sondern auch der erhoffte Carpenter-Effekt längst vergangener Zeiten löst sich in Luft auf. Wenn sich F.3.A.R. nicht so Ernst nehmen würde, man müsste glatt laut loslachen, es sei denn man ist überzeugter Pazifist.


Geht man allerdings mit völlig anderen Erwartungen an das Spiel heran, stellt sich überwiegend sogar Spielspaß ein, denn die Ballereien gestalten sich durch solide Elemente absolut schnörkellos. Diese „völlig anderen Erwartungen“ sollten demnach Idealerweise folgendermaßen aussehen um F.3.A.R. dann doch nicht als komplette Zeit- und Geldverschwendung abzustempeln: Die Gegnerintelligenz ist bei weitem nicht auf dem nach wie vor herausragendem Niveau des Erstlings, fordert dafür bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad. Ein vorhandenes Deckungssystem gestaltet sich zwar nicht zu jedem Zeitpunkt optimal, mit klug genutzter Zeitlupenfunktion sind dafür auch größere Gegnergruppen und besonders hartnäckige Gegner schaffbar. Das wuchtige Waffenarsenal, geradlinige Mech-Abschnitte sowie abwechslungsreiche Schauplätze hinterlassen ebenso solide Eindrücke. Leider erinnert spätestens das Endbosskämpfchen wieder daran, dass F.3.A.R. kein gutes Gesamtpaket schnürt.


Als Mehrspieler-Shooter trifft der Titel dafür voll ins Schwarze, denn vier Spieler vergnügen sich in ebenso vielen Modi: In „Wehen“ verschanzt man sich ähnlich dem Zombie-Modus bekannter Ego-Shooter in einem Gebäude und wehrt Welle nach Welle ab. „König der Seelen“ und „Überlebender der Seelen“ heben sich angenehm vom Standard gängiger Multiplayer-Erlebnisse ab, die Krönung stellt schließlich der „Fucking Run“ dar. Eine tödliche Nebelwand bahnt sich ihren Weg durch die Spielumgebung, die Spieler müssen vor dieser immer näher kommenden Bedrohung fliehen während Gegnerhorden ebenfalls auf den Plan treten. Der Mehrspielerpart ist insgesamt intensiv, spaßig und eine gelungene Abwechslung zum aktuellen Einheitsbrei.


Denn zum Gesamtpaket gehört auch noch die technische Seite. Und hier stellt sich dann doch noch etwas Grusel ein, denn grafisch gibt es gleich dutzendfach hübschere Genrevertreter. Physik, Texturen, Animationen, oberflächliche Zerstörungsmöglichkeiten sowie Effekte sind eher unterdurchschnittlich und bleiben vieles schuldig. Figurenmimik bzw. -gestik im Zusammenspiel mit der unmotivierten deutschen Sprachausgabe ziehen die ambitionierte Atmosphäre nach unten. Doch egal ob mit der Kombination aus Maus und Tastatur oder per Gamepad auch am heimischen Computer funktioniert die Steuerung absolut tadellos.


Fazit: Mit F.3.A.R. endet eine einstmals ambitionierte Trilogie, die sich spielerisch erstaunlich zurückentwickelt hat und über alle erschienenen Spiele eine miserable Story bietet. Der letzte Teil ist auch zugleich der schwächste.



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