Dienstag, 7. Juli 2009

Boiling Point (PC Review)


Genre: Shooter-RPG
Erschienen: 21. Mai 2005 für PC
Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren


Was machen eigentlich Leute die gerade von ihrem Arbeitgeber gekündigt werden, der seit Jahren einen der meist erwarteten PC-Spiele aller Zeiten werkelt? Die Antwort ist ganz leicht: Sie gründen eine eigene Spielefirma und treten mit dem ehemaligen Arbeitgeber in Konkurrenz! So geschehen bei den Machern von Boiling Point, die auch an der Entwicklung von Stalker: Shadow of Tschernobyl beteiligt waren.

Man schlüpft also in die Rolle des Veteranen Saul Myers, dessen Gesicht dem ein oder anderem bekannt vorkommen sollte. Es handelt sich hierbei nämlich um den Schauspieler Arnold Vosloo (Die Mumie), der dem Hauptprotagonisten nicht nur Aussehen sondern auch seine Stimme leiht. Seine Tochter wird in einer fiktiven Bananenrepublik entführt und Saul macht sich jetzt auf die gefährliche Suche nach ihr und kommt einer Verschwörung auf die Spur – wem kann er trauen? Boiling Point spielt sich aus der Ego-Perspektive, ist aber kein reiner Ego-Shooter. Die knapp 450 Quadratkilometer große Spielwelt, die ohne Ladepausen auskommt, lässt eine enorme Handlungsfreiheit zu wie man es vorher nur aus Fantasy-Rollenspielen der Marke Gothic kannte. Es gibt 2 größere Ortschaften und jede Menge kleinere Siedlungen. Folgende Parteien bzw. Gruppen gibt es: Regierung, Guerillas, Mafia, Indios, Zivilisten und Banditen. Wer sich gut mit den ersten beiden Parteien versteht wird es leichter haben. Hat man z.B. einen Mafiosi getötet sinkt man in deren Gunst – dafür steigt das Ansehen bei Regierung und Guerillas – das Ansehen ist sehr wichtig, denn von einer verfeindeten Partei kann man keine Aufträge erwarten sondern wird gejagt.


Was Boiling Point noch den gewissen GTA-Touch gibt ist der Einsatz von Fahrzeugen. Es gibt Autos, Busse, Flugzeuge, Helikopter, Boote und Panzer für die man aber allesamt erstmal einen Führerschein machen muss. Außerdem ist man im ganzen Spiel sowieso hauptsächlich mit dem Auto unterwegs, als Busfahrer kann man sich aber mal schnell ein paar 100 Pesos verdienen. Den Helikopterführerschein braucht man nur ein einziges Mal wenn man nämlich in ein Mafia-Lager eindringen muss um eben einen zu stehlen. Boote und Panzer habe ich nach der abgelegten Führerscheinprüfung nicht mehr benutzt. Geht einmal der Sprit aus oder ist das Fahrzeug zu sehr beschädigt sucht man einfach die nächste Tankstelle auf oder verhökert das Altmetall an den örtlichen Autohändler. An jeder Tankstelle gibt es darüber hinaus auch noch Waffenhändler die einem die reichlich vorhandenen Waffen verkaufen, abkaufen und Upgrades andrehen wollen. Eine sichere Einkunftsquelle ist folgende: Alle paar Kilometer finden Kämpfe der rivalisierenden Parteien statt. Dort wartet man einfach bis eine Partei die andere besiegt hat und sammelt die Waffen und Ausrüstungsgegenstände der Leichen ein und verhökert diese einfach. Technisch gab es zum Release-Zeitpunkt 2005 auf den ersten Blick nichts zu meckern, der Fehlerteufel steckt mal wieder im Detail: Die dichte Vegetation sieht aus der Entfernung fotorealistisch aus, kommt man jedoch mal Nahe an einem Blumenbeet vorbei erkennt man sofort, dass die riesige Spielwelt ohne Ladepausen mit manch matschiger und unscharfen Textur ihren Tribut zollen muss. Das gleiche gilt vor allen Dingen bei den klobigen NPCs und Innenräumen. Ansonsten macht die Grafik aber einen sehr stimmigen Eindruck (Tipp: Leuchteffekt einschalten!), besonderes hervorzuheben ist die hohe Sichtweite, der fließende Tag- & Nachtwechsel sowie die tollen Wassereffekte. Auch Soundtechnisch kann man nicht meckern, der Soundtrack passt hervorragend ins Ambiente, jedoch hätte ich mir persönlich Radiosender für die oft langen Autofahrten gewünscht.


Hört sich eigentlich bislang nicht wirklich schlecht an, oder?! Einen großen Haken gibt es aber dann doch den viele Leute von einem Kauf abschrecken dürfte: Boiling Point ist trotz zweier Updates immer noch sehr verbuggt und Hardware-Hungrig. Unter 1024 MB RAM gleicht es einer unspielbaren Diashow. Was heute längt absolutes Minimum ist war im Jahre 2005 ein kleiner Skandal. Gröbere Fehler sind z.B. komplette KI-Aussetzer, so schien es die Regierungssoldaten in ihrer Basis herzlich wenig zu interessieren dass ich gerade mit einem Raketenwerfer zwei ihrer Hubschrauber in die Luft gejagt habe – sie wünschen mir sogar noch einen schönen Tag und bewundern mich für meine Heldentaten. Weiter kann es schon mal passieren dass man 3 Meter an einem Hindernis vorbeifährt aber trotzdem daran hängen bleibt oder das abgestellte Fahrzeug verschwindet und auch nicht mehr wieder kommt. Diese Fehler wiegen leider sehr schwer – so dass man schon mal öfters abspeichern sollte. Frust wird aber wegen des hohen Schwierigkeitsgrades trotzdem garantiert aufkommen.


Fazit: Hier war eindeutig mehr drin. Zum Abschluss möchte ich noch einen Satz vom Packungstext zitieren: „Ihre Nerven werden auf eine harte Probe gestellt... bis zum Siedepunkt.“ Amen!


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